Bernhard & Meyer
Ausstellung 11. Februar bis 11. März
Das Malen, die Farblehre, den Umgang mit Farben lernte Bernhard Meyer schon früh, vor mehr als sechzig Jahren im in der achten Generation geführten Familienbetrieb in Ostfriesland. Zum Studium der schwarzen Kunst (Druckkunst) ging es nach Darmstadt. Nach einigen Pirouetten in den Studien, einem Aufenthalt in Paris und einem Vierteljahrhundert in England wurde durch einen Lehrauftrag an der Technischen Universität Darmstadt auch künstlerische Heimat, seit 2009 mit Standort im Atelierhaus Darmstadt.
Seine erste Einzelausstellung Wir sind alle Coca Cola 1975 war ein großer Erfolg: Ein Sammler kaufte alle ausgestellten Bilder. Eine Liste der Ausstellungen und der Werke, die in Sammlungen vertreten sind, national wie international, würde den Rahmen sprengen, nur soviel: Ein Gemälde hat es in die MoMA in New York geschafft, ein von Bernhard & Meyer gestaltetes Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Sinti und Roma steht in Darmstadt. Von 1996 bis 2009 agierte Bernhard Meyer als Landesvorsitzender des Berufsverband Bildender Künstler (BBK) Hessen. Sein Œuvre reicht von Malerei, Grafik, Künstlerbüchern, Buchobjekten, Skulptur, Objektkunst, Fotografie, Performances, Installationen, Denkmalbau bis hin zum Design von Uhren für diverse Unternehmen Ende der 1970er Jahre. „Mich interessieren Themen und nicht Technik oder Stil. Im Fokus meines künstlerischen Interesses ist der Inhalt und nicht das Medium. Daher nutze ich jedes Material und jeden Stil, jedes Konzept, wenn es zum Ziel meines Gestaltungswillens führt. Eine besondere Affinität habe ich zum Recycling von Materialien, da diese bereits eine eigene Geschichte erzählen.“
ARTIST’S DREAM
Die erste Arbeit dieser Serie stammt von 1987. Zu sehen ist auf dem Werk nichts anderes als ein roter Punkt. Er symbolisiert, dass die Arbeit verkauft ist. Titel und Punkt sind ein minimalistisches Konzept, ein Zeichen, es ist eine Projektion Dritter, auf das Leben und die Arbeit des Künstler. Der Titel unterstellt dem Künstler, dass der Verkauf seines Werkens sein Wunschtraum ist. Ausser acht lassend, dass der Künstler, sich um seiner Existenz willen von seinem Werk trennen muss. Eine Trennung vom Unikat ist eher schmerzhaft als genussvoll. Das Monetäre mag die Trennung versüßen, aber das Werk verschwindet aus dem Leben des Künstlers. Mit der Zeit wurden die bis dato leere Flächen der ARTIST’S DREAM Werke mit Linien versehen, Lebenslinien, imaginäre Straßenzüge oder reale Stadtpläne, symbolisch für die Umrisse eines Staates oder die Gitter vor einer Fensteröffnung.
Bernhard & Meyer hinterfragt in seinen Arbeiten unsere Selbstgewissheiten, unser politisches, gesellschaftliches, konsumorientiertes, kunstaffinés Denken. Ihr Standort, YOU ARE HERE ist eine weitere Doppelbödigkeit der Arbeiten, wie im Triptychon Terezin zed Stoije – Theresienstadt – Sie sind hier, das 2021 nach dem Besuch des Konzentrationslagers entstand. „Am 10. Januar 2020 habe ich das KZ-Gelände in Terezin besichtigt. Seit der Zeit habe ich es nicht vergessen, wie auch Auschwitz nicht und Bergen-Belsen nicht und Dachau nicht und…“ Wo stehenwir?
Vielleicht nach der Auseinandersetzung mit den Bildern von Bernhard & Meyer ein wenig sicherer.
Thomas Lemnitzer, 2022