Es ist lange her, 2004/2005 und 2008 war Georg Dick zu Gast bei Artycon. Und es ist
auch schon länger her, dass er für immer gegangen ist, das war 2011 in
Chemnitz. Ebenda wurde er 1971 geboren als es noch Karl-Marx-Stadt
hieß.
Blechklempner hat er gelernt, doch dann zog es ihn zum Holz. An
der Fachhochschule für Angewandte Kunst Schneeberg im Erzgebirge holt
er sich das nötige Rüstzeug. Er war Mitbegründer der Künstlergruppe
Oskar und des Kunsthauses VOXX in Chemnitz. Aus Holz etwas
herausarbeiten, die Zeichen finden, nicht unbedingt in Form von Möbeln
und Skulpturen (auch die gibt es), in fragilen Holzschnitten findet er
seinen Ausdruck.
Das Durchscheinende, scheinbar Leichte seiner Arbeiten
steht im krassen Widerspruch zum Inhalt. Seine Figuren sind Leidende,
Lasten Tragende, Verletzliche. Hinter jeder Leinwand, die er bedruckt und
bemalt, lauert die Angst, das Alleinsein, die Unsicherheit der Welt und
durchdringt geheimnis- und unheilvoll die Leinwand.
In vielen Bildern sind die Gleichnisse christlicher und antiker Mythologien verarbeitet als jahrtausend alte Dramen der menschlichen Existenz.
In der Reihe von Holzschnitten zum Buch Genesis wird die Arche zur Kopfgeburt Noahs,
zur Last und nichts verheißt ihm Hoffnung auf Entlassung aus der Bürde.
Eine Kirche wolle er einmal ausmalen, soll er 1993 bei einem durch das
sächsische Staatsministerium ermöglichten Stipendienaufenthalt in der
Villa Casa Baldi in Italien geäußert haben.
2009, Arbeitsaufenthalte in Kuba und Israel liegen hinter ihm, wird der Traum wahr:
Georg Dick wird
mit dem Entwurf und der Ausführung der Wand- und Deckengemälde
sowie des Altars, der Sitzbänke und Lampen, von Monstranz,
Kreuz und Zeromonien-Bekleidung, kurz der Neugestaltung der Cappella
Villa Betania in Trapani auf Sizilien beauftragt. Wer in die Nähe kommt,
sollte sich dieses Kleinod, sicher ein Meisterwerk Georg Dicks, nicht
entgehen lassen.
Artycon möchte mit der Ausstellung an einen liebevollen, lustigen
Menschen mit hintergründigem Humor, an einen sich an der Welt
aufreibenden Künstler erinnern, der, wie wir heute wissen, auch gegen
dunklen Gedanken und Anfechtungen nicht gefeit war.
Th. Lemnitzer 2019