Ausstellung vom 09.09.2023 bis 07.10.2023
Vernissage 09.09.2023 12 - 18 Uhr
Finissage 07.10.2023 12 - 18 Uhr
So unterschiedlich die beiden hier gezeigten Serien auch sein mögen, zwei Dinge haben sie unbedingt gemeinsam: Die hohe künstlerische, ästhetische und handwerkliche Qualität sowie die emotionale Wirkung, die sie in der Auseinandersetzung bei den Betrachtenden auszulösen vermögen.
Grundlage für Sinah Osners Arbeit „Heute haben wir uns gesehen.“ sind die an sie gerichteten Tagebücher ihres Vaters, aus welchen die diplomierte Fotografin fragmentarisch Zitate heraus nimmt.
Diese Auszüge sind Grundlage für die teils dokumentarischen, teils intuitiven Fotografien, welche mittels einer analoger Mittelformatkamera aufgenommen wurden. Die einzelnen Motive – die Ecke eines Autos, ein Waldstück oder das Detail einer Statue – erschließen sich nicht sofort. Doch durch die Dichte der Hängung und die begleitende Audioinstallation, in welcher die Textfragmente vorgelesen werden, ergibt sich ein Dialog zwischen zwei Menschen, eine Auseinandersetzung zwischen dem Autor und der Leserin, die ihre Erinnerungen fotografisch verortet.
Die Bilder sprechen von Verständnis und Missverständnis, Vergebung, Verhältnissen, Weisheiten, Abnabelung und Frustration. Nicht alle offenen Fragen können durch diesen Arbeitsprozess beantwortet werden.
„Ich komme nicht zu dem einen Ergebnis, der einen Erkenntnis...“
diese Selbstreflexion kann man mitnehmen, um den Dialog von Autor und Bildautorin für sich weiter zu phantasieren. Das Buch zur Arbeit vervollständigt diesen. Es beinhaltet 45 Fotografien und 32 Textpassagen.
Was beim Betrachten von Fabian Stranskys Arbeit „Das Verhältnis. Über Macht.“ als Erstes zu spüren ist, ist eine beklemmende Leere. Der gelernte, nun auch diplomierte Fotograf, nutzt für seine Aufnahmen die fast anachronistische 4x5 Zoll Fachkamera.
Vordergründig sehen wir Räume unterschiedlichster Art, verschiedene Schauplätze, die durch feinfühliges Kombinieren und eine genaue Betrachtung in Zusammenhang gebracht werden können. Mal sind es subtile, mal offensichtliche Situationen, die von Machtverhältnissen erzählen. Immer geht es um die Beziehung von Mensch zu Mensch, Mensch zu Tier und Mensch zu Objekt.
„So vielschichtig die Erfahrungen der Menschen sind, so unterschiedlich sind auch die persönlichen Auslegungen des Begriffs »Macht« und unserem Verhältnis zu Macht.“
Repräsentiert die Gewahrsamszelle das Gewaltmonopol des Staates, so ist der Schockraum einer Notaufnahme eher Symbol für eine Berufsgruppe, der wir gesellschaftlich Macht zuschreiben.
„Die Orte bleiben neutral und werden erst durch die Gedanken der Betrachtenden gefüllt. Die Auslegung von Macht bleibt offen.“
An dieser Stelle bleibt die Interpretation von Bedeutung und Sinnhaftigkeit bei den Betrachtenden.
Für seine Abschlussarbeit erhielt Fabian Stransky den Merck-Preis für Design 2023. Der Preis wird für herausragende und richtungsweisende Abschlussarbeiten auf dem Gebiet Kommunikationsdesign vergeben.
„Dieses Spiel mit dem gezielt erzeugten Kontrast zwischen der neutralen Darstellung und den Bildern in unseren Köpfen erzeugt Spannung. Die stilistische und konzeptionelle Klarheit seiner Arbeit hat uns beeindruckt.“
urteilte die Jury.
Dem ist nicht hinzuzufügen.
Thomas Lemnitzer 2023
Zitate: Sinah Osner, Fabian Stransky, Hochschule Darmstadt