LONDONEYE

Fotografie

LONDON – eine Metropole mit vielen Kontrasten. In den Bankenvierteln City und Canary Wharf schießen in den letzten Jahren futuristische Gebäude aus dem Boden; ganze Stadtgebiete verändern sich rapide. Gleichzeitig bewahren viele der dorfähnlichen Stadtviertel von London ihren Charakter.

Als ich Schottland mit achtzehn Jahren verließ, war London das Sprungbrett auf meinem Weg nach Deutschland. Seit Anfang der achtziger Jahre kam ich schon viele Male nach London und blieb bei meinen Geschwister in Vauxhall, einem Stadtteil, der selbst voller Kontraste ist. Kleine Wohninseln mit alten viktorianischen Häusern befinden sich inmitten eines Straßenknotenpunktes und sind von dem MI5 Gebäude an der Themse überschattet.

1980 fing ich an, die Umgebung um Vauxhall in Schwarz-Weiß zu fotografieren und erkundete dann andere Gegenden von London. Im Jahre 2000 begann ich, auch in Farbe zu fotografieren, anfangs analog mit Farbdiafilm und später mit einer Digitalkamera. Vielleicht hebt die Farbfotografie die Veränderungen im 21. Jahrhundert hervor. Neulich besuchte ich die Brick Lane im östlichen Teil von London und bemerkte, dass diese Gegend ein vollkommen anderes Erscheinungsbild hat gegenüber den Aufnahmen, die ich in den achtziger Jahren gemacht hatte.

Die 26 Bilder in dieser Ausstellung sind Teil einer fortlaufenden Fotodokumentation über London. Dabei versuche ich, ein Gefühl für die Zeiten und die gesellschaftlichen Veränderungen im Straßenbild zu vermitteln; das Tempo auf der Straße, das Drängen der Menschenmassen und dennoch die Einsamkeit des Einzelnen. Während sich das Gesicht der Stadt konstant verändert, fokussiert das Standfoto einen gewissen Zeitmoment und friert diesen ein.

Morag Hall, September 2025

Morag Hall ist eine schottische Fotografin, die heute in der Nähe von Frankfurt ihren Lebens- und Arbeitsort gefunden hat. Anfang der 1980er Jahre studierte sie an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach, lebte in Frankfurt und war im Laufe der Jahre öfter in London.
Ihre künstlerische Arbeit ist geprägt von politischem Bewusstsein und fotografischer Intuition. Ihre Bilder sind Zeitdokumente des Alltags, soziale Beobachtungen, visuelle Erzählungen über Identität und Veränderungen im öffentlichen Raum. Morag Halls fotografische Sichtweise ist ein feinsinnig poetischer Balanceakt zwischen Dokumentation und Interpretation. Ein Hauch von Jazz durchzieht ihre Bildsprache. Ein Thema, ein paar Variationen, kompositorisch manchmal schräg aber immer auf dem Punkt, schwankend zwischen Drama und Heiterkeit, mit feinem Gespür für jene Zwischentöne, die im Alltagsrauschen gerne verloren gehen. Ihre Bilder fordern geradezu auf, genauer hinzusehen, Fragen zu stellen und den urbanen Raum zeitlich neu zu denken. In der „Street Photography Szene“ hat sie sich als kritische Chronistin unserer Zeit einen Platz erarbeitet. Die Ausstellung zeigt frühe schwarz-weiß Handabzüge auf Barytpapier, farbige Ilfochrome Abzüge, die durch ihre Schärfe und farbliche Brillanz heute noch beeindrucken, und aktuelle digital geprintete Arbeiten.

Ausstellung LONDONEYE
Fotografie von Morag Hall

Artycon
Wilhelmsplatz 2, Offenbach
Vernissage: 06.09.2025 von 11 bis 16 Uhr
Finissage: 04.10. von 11 bis 15 Uhr

Frühere Ausstellung